J wie Jobtausch - Glückspärchen
K wie Koffer packen und los
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I wie Ich liebe dich weil…
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Verstehen, was der andere den ganzen Tag so treibt

Eine ganz besondere und für mich wundervolle Eigenschaft die Christoph und mich sowie unsere Beziehung auszeichnet ist das volle Verständnis für den Job des jeweils anderen. Nicht nur weil wir beide aus einer ähnlichen Branche kommen und daher grundsätzlich schon mal verstehen, womit der andere tagtäglich zu kämpfen hat. Wir akzeptieren die Arbeit des anderen, haben Verständnis für manchmal ungewöhnliche Arbeitszeiten, unterstützen uns immer bedingungslos und wir können mit dem anderen über unsere eigene Arbeit und auch die entsprechenden Schwierigkeiten und Herausforderungen reden. Etwas, das uns von Beginn an verbunden hat.

Dennoch wird mir manchmal schwindelig, wenn ich zufällig hinter Christoph herlaufe, einen Blick auf seinen Computer werfe und einen Salat aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen sehe. Während für Christoph völlig klar ist welche Zahlen/Buchstaben/Zeichenveränderungen er jetzt vornehmen muss, um die Webseite, die er gerade programmiert, schön zu machen, löst dieses Wirrwarr bei mir Kopfschmerzen aus.

Manchmal steht Christoph plötzlich hinter mir, liest sich einen Auszug aus meiner Rede durch und fängt fast an zu würgen, wenn er wieder bei einem meiner romantischen Zitate hängen bleibt, die ich gerade in die Traurede für eines meiner Brautpaare einarbeite. Oftmals ernte ich dann fiese Sprüche für mein kitschiges "Bla Bla"
Wie schwer es sein kann dieses "Bla Bla" zu schreiben, wollte ich Christoph zeigen. Zeit für einen Jobtausch.
Ein Tag Trauherrlein, ein Tag Gründerberaterin, mehr Respekt für den Job des anderen
Während ich mit meiner Agentur "Traufräulein" sowohl die Hochzeitsplanung als auch die freie Trauung für Brautpaare übernehme ist Christoph Geschäftsführer bei der "Gründerschmiede", wo er junge Gründer im Vorhaben der eigenen Selbstständigkeit unterstützt. Als würde das nicht reichen, hat er auch noch die Agentur „Die Webseitpfleger“, die sich um die Erstellung und Pflege verschiedenster Webseiten kümmert.

Während Christoph von Montags bis freitags immer einen sehr vielfältigen Arbeitstag mit unterschiedlichsten Aufgaben hat, was für mich vermutlich zu den größten Herausforderungen gehören würde, sind es bei mir die ehr ungewöhnlichen Arbeitszeiten, die meinen Job zu einer Herausforderung machen. Denn schließlich heiraten die meisten Brautpaare an Freitagen und Samstagen, sodass das meine Hauptarbeitstage sind. Außerdem habe ich einen wesentlich kürzeren Tag, denn meine Bürozeit endet normal zwischen 14:00 – 14:30 Uhr, sodass meine Tage minutiös durchgeplant werden müssen. Dafür habe ich unter der Woche auch oft Abends Termine, denn viele meiner Brautpaare sind berufstätig und so müssen Location Besichtigungen und Traugespräche nach 18 Uhr stattfinden.

Wie ihr seht arbeiten wir antizyklisch, so ein bisschen wie Paare im Schichtdienst. Zusätzlich haben wir noch ein wundervolles 4-jähriges Kind, was unser Leben auf den Kopf stellt und auch gerne Zeit mit uns verbringen möchte. Es gibt, wie bei allen Paaren, die üblichen Aufgaben zu erledigen wie Haushalt, Einkaufen, Kochen, Rasen mähen, Wäsche machen etc. Und dann noch die Zeit zu zweit, die wir als ganz wichtig sehen und auf die wir viel Wert legen. Denn das alles kann nur funktionieren, wenn man als Paar zusammenarbeitet und eben immer Verständnis für den anderen und die Dinge, die dem anderen wichtig sind, aufbringt.

Christoph und ich lieben unsere Jobs und so war auch von Anfang an klar, dass wir keine klassische Rollenverteilung haben werden. Das ich nicht die typische Mami bin, die 2-3 Jahre in Elternzeit geht und den Haushalt schmeißt. Es gibt keinen Hauptverdiener, wir beiden verdienen gleich und steuern gleich viel zu allem bei. Und so müssen auch beide gleich viel Aufgaben übernehmen, sei es in der Kinderbetreuung oder eben auch im Haushalt. Da ich natürlich „nur“ bis 14:30 Uhr arbeite und Lenny dann aus der Kita hole, während Christoph meist erst gegen 18 Uhr zu Hause ist, übernehme ich meistens diese typischen Hausarbeiten. Da ich aber oft abends Termine habe, übernimmt Christoph dann die „Spielzeit“ nach 18 Uhr und auch das ins Bett bringen.

Zu verstehen, was der andere eigentlich den ganzen Tag macht, um sich besser in den anderen hineinversetzen zu können, war uns daher unheimlich wichtig. Und so haben wir entschieden, einen Tag in den Job des anderen zu schlüpfen, was unheimlich spannend war. Da Christoph den Buchstaben „J“ gezogen hatte haben wir uns ausnahmsweise mal gemeinsam eine Aktivität überlegt und sind auf „Jobtausch“ gekommen.

Ich liebe Christoph dafür, dass er so gut wie jeden Samstag mit zu meinen Trauungen kommt. Er kennt also vom Prinzip her das was ich tue unheimlich gut und nicht nur das. Immer wieder sagt er mir, wie sehr er mich für meine Arbeit bewundert. Wie ich mich einfach so vor 100 Menschen stelle, eine 45-minütige Rede halte und nur durch meine Worte die ganzen Menschen berühre. Er ist der festen Überzeugung, dass er das selbst niemals könnte, aber das sollte auch nicht seine Aufgabe sein.

Was ich ihm zeigen wollte war, wie ein ganzer Arbeitstag so bei mir aussehen würde denn auch wenn dieser in Christophs Augen zwischen 14:00 – 14:30 Uhr im Büro endet, heißt es natürlich nicht, dass ich dann nichts mehr zu tun habe. Zunächst wurde aus Christoph also für einen Tag ein Trauherrlein.

Montagmorgen und die typischen Aufgaben: Rechnungen, Mails, Bürokram. Unsere Montage beginnen also vom Grundsatz her gleich. Da wir uns allerdings in der Hochsaison befanden galt es gleich im Anschluss eine Rede zu schreiben, denn das steht in der Hochsaison bei mir fast täglich auf dem Plan. Da Christoph bereits über 100 Trauungen von mir begleitet und dem entsprechend sehr, sehr viele Reden gehört hatte, ging ich davon aus, dass ihm das nicht sonderlich schwerfallen würde.

Als es dann allerdings 14:30 Uhr war und ich das grobe Gerüst der Rede so gut wie fertig geschrieben hatte (das bedeutet bei mir ca. 4500-5000 Wörter) hing Christoph immer noch bei der Einleitung fest und hatte gerade 384 Wörter zu Papier gebracht, die ehrlicherweise weit von dem entfernt waren, was ich hätte vortragen können. Was soll’s, die Zeit ist knapp und die nächsten Aufgaben warten. Um das ganze Experiment möglichst realistisch dazustellen habe ich Christoph eine Liste mit Dingen geschrieben, die nun bei mir anstehen würden. Unter anderem: Lenny abholen, Einkaufen fahren, ein Geschenk für den Geburtstag eines Kindergarten Freundes in der Stadt besorgen, mit Lenny spielen, Kochen, Wäsche waschen und aufhängen, Lenny maximal 30-Minuten Fernseher schauen lassen, Lenny baden. Zwischendurch klingelt natürlich auch bei mir immer mal wieder das Telefon, denn nur weil ich halbtags arbeite heißt das nicht, dass alle mit denen ich zusammenarbeite, das auch tun. Und so habe ich Christoph immer wieder zwischendurch angerufen um zu fragen, wie es so läuft. Ich gebe zu, das ist schon ein arg voller Tag, der sich nur sehr gut strukturiert auch so umsetzten lässt. Dennoch ist es nicht unrealistisch, dass solche Tage auf mich warten und ich wollte es ja auch nicht zu einfach machen.

Ich könnte jetzt lange ausführen warum welche Aufgaben nicht funktioniert haben und mit welchen Schwierigkeiten sich meine Männer an dem Tag rumschlagen mussten. Am Ende des Tages kam ich Heim, die beiden lagen im Spielzimmer auf dem Teppich und haben gemeinsam eine riesige Burg aus Lego gebaut. Während sie die Burg fertigstellten habe ich gekocht, die Wäsche aufgehangen und am Ende war ich noch mit Lenny in der Badewanne. Aber die beiden hatten einen wunderschönen Tag und eigentlich ist es nur das, was zählt.

Als ich mich später mit Christoph zusammensetzte hat er mir erzählt, dass ihm tatsächlich nicht bewusst war was es heißt, die Nachmittag so durchzutakten wie ich das immer wieder tue bzw. tun muss. Noch mehr beeindruckt hat ihn allerdings tatsächlich meine Arbeit m Büro und mit welcher Konzentration und Schnelligkeit ich es schaffe, mich in die Geschichten der Paare einzudenken und diese so zu Papier zu bringen. Ohne großen Recherche Aufwand die passenden Zitate, Rituale und vor allem Worte zu finden. Es war ein wirklich schönes Gefühl diese „Bewunderung“ für den eigenen Job vom Partner zu bekommen und ich weiß das er heute, bei jeder Trauung zu der er mich begleitet, noch aufmerksamer zuhört und wirklich weiß, welche Arbeit dahinter steckt.

In der darauffolgenden Woche durfte dann ich einen Tag in Christophs Job verbringen. Auch ich war an einem Montagmorgen dran und genau wie bei mir standen zunächst Mails, Briefe und Rechnungen auf dem Plan. Meine eigene Traufräulein Webseite – die Christoph für mich programmiert hatte – stand kurz vor dem Relaunch. Natürlich hatte ich noch ein bisschen was zu meckern und Christoph in der Woche davor eine ganz schön lange Liste an Änderungen geschickt, die er bitte so schnell wie möglich vornehmen sollte. Das haben wir dann zusammen erledigt bzw. eigentlich war es nun meine Aufgabe diese Änderungen vorzunehmen, was mich fast zur Verzweiflung gebracht hätte.
Wie bereits zu Beginn beschrieben sieht für mich diese Programmiersprache aus wie ein einziger Salat aus allem und erkennen kann ich darin absolut nichts! Aber natürlich wollte auch Christoph, dass ich mittendrin bin und nicht nur dabei und so hat er mir einen Crash Kurs im Programmieren gegeben. Die Änderungen habe ich zwar zum großen Teil nach langer Zeit einigermaßen hinbekommen, ran musste Christoph aber trotzdem noch mal.

Als nächstes stand eine Gründerberatung auf dem Plan die ich gemeinsam mit Christoph begleiten durfte. Darauf hatte ich mich besonders gefreut. Zu einer Gründerberatung kommen potentielle Gründer, die eine Geschäftsidee haben und sich zu dieser beraten lassen möchten. Wie erstellt man einen Businessplan, welche Geschäftsform ist die richtige für mich, wie und wo beantrage ich einen Kredit und wie pitche ich meine Idee am besten. Ich war echt gespannt welche Idee uns gleich präsentiert werden würde. Was mir allerdings im Vorfeld nicht so bewusst war war die Tatsache, dass auch immer wieder Gründer mit weniger guten Geschäftsideen kommen. Mit Ideen, die es vielleicht schon gibt oder mit finanziellen Vorstellungen und Investitionsplänen, die fernab der Realität sind. Und auch dann gilt es die Menschen bestmöglich zu beraten und das heißt dann manchmal auch Träume platzen zu lassen. Klingt hart, ist aber so. Leider hatte ich genau so einen Fall in „meiner“ Gründerberatung und selbst wenn Christoph ganz sensibel und wunderbar erklärt hat, was die Schwierigkeit an der Idee ist, hörte ich die Traumblase zerplatzen. Am liebsten hätte ich danach mit Christoph geschimpft, denn der Gründer tat mir einfach nur leid. Dabei hatte er natürlich recht. Sein Job ist nicht nur gemeinsam mit Gründern tolle Projekte zu verwirklichen, sondern auch junge Gründer vor Fehlentscheidungen und Investitionen zu schützen. Auch wenn das manchmal hart ist und weh tut.

Während ich mit meinen Gedanken immer noch bei dem Gründer war und versuchte doch irgendwie eine Lösung für ihn zu finden stand Christoph schon mit einem Bein im nächsten Meeting. Der bergische Laden sollte neue Souvenirs bekommen und die Stadtführungen sollten ebenso erweitert werden. Dafür war ein kreativ Meeting mit den Mitarbeitern angesetzt, bei dem jeder seine Ideen präsentieren durfte. Ja, ich kenne den bergischen Laden und auch die Produkte aber mal eben etwas Neues entwickeln? Für mich eine mega Herausforderung, für die anderen alltäglich Brot. Natürlich hatten sich alle auf das Meeting vorbereitet und entsprechende Ideen ausgearbeitet. Trotzdem wurde in dem Meeting ganz viel gemeinsam entwickelt, bei dem ich ehr stiller Zuhörer und Bewunderer war.

Um 16 Uhr war ich bereits völlig geschafft, normalerweise hätte ich schon 1.5 Stunden Bürofeierabend gehabt, bei Christoph ging es jetzt erst richtig los. Zwei weitere Meetings, ein langes Telefonat mit dem Oberbürgermeister zu dem neuen Gründerprojekt, spontane Änderungen an einer anderen Webseite, die plötzlich Serverprobleme hatte und Bestellungen für den bergischen Laden.

Um 18:30 Uhr lag ich völlig platt auf dem Sofa und war froh, dass wir einen kinderfreien Abend hatten, denn ich brauchte nur noch Ruhe und etwas zu Essen. Trotzdem habe ich mir bewusst gemacht, dass das nun eigentlich die Zeit ist, wo Christoph mit Lenny im Spielzimmer oder Garten verschwindet, um noch ein bisschen Fußball oder Lego zu spielen.

Uns beiden ist durch diese Paar-Aktivität bewusst geworden, was ein normaler Arbeitstag für den jeweils anderen tatsächlich bedeutet. Obwohl wir beide vorher das Gefühl hatten zu wissen was der andere tut, haben wir beide gemerkt, dass doch noch mehr dahinter steckt als eigentlich vermutet. Und wir beide wissen die Arbeit des jeweils anderen nun noch mehr zu schätzen.

Warum ist mein Partner abends eigentlich immer so geschafft? Viele Paare wissen gar nicht so genau, was der Partner den ganzen Tag auf der Arbeit erlebt und wie anstrengend so ein Tag sein kann. Beim Jobtausch habt ihr die Möglichkeit, einen Tag lang in das Leben des anderen zu schnuppern und zu verstehen, welche schönen aber auch welche schwierigen Aufgaben tagtäglich auf den anderen warten.

Habt ihr Lust auf eine Challenge?

Wenn ihr das Ganze jetzt mit uns gemeinsam erleben wollt, dann meldet euch einfach zu unserer kostenlosen Glücks-Challenge an und werdet auch zum Glückspärchen. Bitte gebt dafür zwei unterschiedliche Emailadressen an, denn ihr bekommt abwechselnd eine Monatsaufgabe per E-Mail zugeschickt, um euch eine kreative Paar-Aktivität zu überlegen, den Partner zu überraschen und gemeinsam Glücksmomente zu erleben. Das ganze teilen wir natürlich in unserer Community unter dem #Glücksmomente! Wir freuen uns auf eure Ideen und Geschichten!