Wenn ein vermeintlich schlauer Plan nicht aufgeht
Wie immer, wenn es wichtige Entscheidungen zu treffen gilt, bitten wir um etwas Bedenkzeit.
Den Papagei hatten wir von Beginn an ausgeschlossen und so fingen wir an zu überlegen, was ein Hund für Vor- und Nachteile mit sich bringen würde. Lenny's Kindergarten hat einen eigenen Kinderhaus Hund, mit dem die Kinder von Beginn an groß werden. So konnten wir schon mal sicher sein, dass Lenny den grundsätzlichen Umgang mit einem Hund kennt. Darüber hinaus durften wir in der Vergangenheit bereits einige Mal auf den Hund eines befreundeten Pärchens aufpassen und konnten auch so einen Eindruck vom "Leben mit Hund" gewinnen.
Und dann hatte ich die Idee: „Wir leihen uns einfach ein paar Mal über mehrere Tage den Hund aus und geben Lenny alle damit verbundenen Aufgaben, bestimmt wird er schon nach 3 Tagen keine Lust mehr auf einen eigenen Hund haben“.
Unser großes Glück war, dass Kerstin und Paul kurze Zeit später tatsächlich für eine Woche beruflich weg mussten und wir daher Hund Napoleon zu uns holen konnten. Und dann war er da, der Tag an dem Napoleon bei uns einzog. Lenny mega stolz und perfekt vorbereitet. Während Christoph und ich noch voller Überzeugung waren, dass unser Plan aufgehen würde, wurde schon am ersten Tag klar, dass Lenny die Aufgaben als Hunde Papa wirklich gut übernehmen würde. So hat Napoleon beispielsweise sehr gut auf alle Kommandos von Lenny gehört, während er mich gerne ignorierte. Und auch beim Spazieren gehen war es Lenny, der Napoleon perfekt an der Leine führte.
Eine Woche lang hat er fleißig und verantwortungsbewusst alle Aufgaben übernommen, ist bei Wind und Wetter raus gegangen und hat seine Zeit lieber mit dem Hund als mit dem iPad verbracht. Und dann kam der schmerzliche Tag des Abschiedes, wo tatsächlich auch das ein oder andere Tränchen kullerte, was mir als Mama natürlich das Herz brach.
Glücklicherweise durften wir Napoleon nur kurze Zeit später ein zweites und ein drittes Mal für ein paar Nächte zu uns holen, sodass das „Dream-Team“ wieder vereint war. Nur der Trennungsschmerz, der blieb jedes Mal.
Während ich mir eingestand, dass unser Plan nicht ganz aufgegangen zu sein schien stellte ich fest, dass auch Christophs Meinung gegenüber einem vierbeinigen Familienmitglied sich mittlerweile geändert hatte. „Das ist ja schon schön, wenn man jeden Morgen so freudig von jemandem begrüßt wird… und wir sind viel mehr an der frischen Luft und bewegen uns zusammen“
Ernsthaft?
War ich jetzt wieder die Einzige, die der Realität ins Auge blickte und all die negativen Dinge sah, die eben auch mit einem Hund verbunden sein würden? Allerdings muss ich zugeben, dass all meine negativen Punkte durch Christoph weg argumentiert wurden. Zu Recht.
Wir sind beide selbstständig, haben flexible Arbeitszeiten. Der Hund kann sowohl mit uns ins Büro als auch im Home-Office mit uns Zeit verbringen. Wir haben ausreichend Platz zur Verfügung, denn wir haben einen so großen Garten, dass wir selbst nie genau wissen was wir damit eigentlich anstellen sollen. Christophs Eltern wohnen gleich nebenan und die hatten sich schon längst angeboten, den Hund zwischendurch, auch wenn wir im Urlaub sind, zu sich zu nehmen.Langsam gingen mir die Argumente aus und je länger ich darüber nachdachte, desto besser konnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden.
Ob wir einen Hund bekommen haben? Die Antwort lautet: Ja! Die kleine Wilma ist kurze Zeit später als 10-Wochen altes Havapoo-Welpen zu uns gekommen und seitdem fester Bestandteil unserer Familie. Unser Leben hat sich seitdem verändert, allerdings absolut positiv. Aber auch wenn ihr euch nicht gleich einen Hund anschaffen möchtet können wir mit Sicherheit sagen, dass es eine ganz wunderschöne Erfahrung war und ist, die Familie, vielleicht auch temporär, um ein Familienmitglied zu erweitern. Das Zusammenleben ist ruhiger und harmonischer, jeder nimmt Rücksicht auf den Hund. Man geht gemeinsam raus spazieren, vor allem aber geht man viel öfter raus und auch dann, wenn man eigentlich gar keinen Fuß vor die Tür setzen würde. So wie der Hund sich freut die Menschen zu sehen, freuen die Menschen sich den Hund zu sehen. Wir sind der Meinung, dass ein Hund eine absolut positive Stimmung in das Familienleben bringt. Und so können wir die Aktivität „Hund ausleihen“ jeder Familie ans Herz legen.
Wenn man keine Freunde mit Hund hat empfehlen wir mal bei den verschiedenen Tierheimen in der Umgebung anzurufen. Zwar dürfen die Hunde oft nicht über Nacht bleiben, aber zum Spazieren gehen kann man sich in manchen Tierheimen einen Hund leihen. Ist kein Tierheim in der Nähe, empfehlen wir einen Blick in das Internet oder die Zeitung zu werfen. Oft sind insbesondere ältere Menschen auf der Suche nach jüngeren Personen, die auch mal eine größere Runde mit dem geliebten Vierbeiner gehen möchten. Und auch wenn Hundebesitzer auf Geschäftsreise oder in den Urlaub fahren, werden oft private Unterkünfte für Hunde über mehrere Tage gesucht. Wer kein passendes Gesuche findet, kann auch selbst eins aufgeben und sich als Hundesitter anbieten.