R wie Röntgenstadion - Glückspärchen
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Amateurfußball hautnah erleben

Es ist mal wieder so ein Sonntag, wo man als Eltern vor der großen Herausforderung steht, für die Kinder einen möglichst spannenden Tag zu gestalten und schöne Familienerlebnisse gemeinsam zu erleben. Noch bevor wir die konkrete Planung angehen, höre ich während des Familienfrühstücks leise im Hintergrund das Lokalradio.

„Heute ist es soweit! Der FC Remscheid freut sich um 15 Uhr im altehrwürdigen Röntgenstadion die neue Saison zu eröffnen. Gegner ist der DJK Arminia Klosterhardt. Und nun zum Wetter…“

Das letzte Mal war ich beim FC Remscheid als es ein Benefizspiel gegen Bayer Leverkusen gab, erinnere ich mich. Das ist ewig her. Und da Lenny Fußball liebt und seine Jugendidole schon mit 6 Jahren Robert Lewandowski und Marko Reus sind, könnte das für ihn doch ein spannendes Erlebnis sein. „Habt ihr das gehört? Heute ist direkt bei uns um die Ecke wieder Fußball!“ taste ich mich langsam an das Thema heran. „Wer spielt denn?“ geht Lenny sofort darauf ein. „Der FC Remscheid! Das ist der größte Verein aus unserer Stadt! Und zum Stadion können wir zu Fuß gehen!“ Nun liegen alle Fakten auf dem Tisch. Lenny und ich gucken erwartungsvoll Elena an. Was wird sie wohl zu der Idee sagen? Wie wird sie es uns ausreden wollen?

„Ich war das letzte Mal mit der Schule zum Sport da. Eigentlich würde ich das Stadion auch gerne nochmal sehen bevor es womöglich für ein Shopping-Center abgerissen wird“ ist ihre überraschende Antwort.

Wir gehen also zum FC Remscheid
Der 1908 gegründete Fußballverein hat zu Zeiten unserer Eltern mal in der zweiten Bundesliga gekickt und war darüber hinaus weit über die Stadtgrenzen als „Pokalschreck“ in den 1980er Jahren bekannt. Was dann folgt war ein Abstieg nach dem anderen und nun findet sich der Verein in der Landesliga Niederrhein wieder - fernab von Fußballstars die Lenny so kennt. Wir ziehen uns warm an und machen uns auf den Weg in Stadion. Schon von weitem kann man trommeln und leise Gesänge hören. Auch den Stadionsprecher können wir bereits hören. "Da kommen die Jungs von der DJK Arminia Klosterhardt von 1923 aus Oberhausen zum Aufwärmen auf den Platz. Empfangen wir unsere Gäste mit einem warmen Applaus!“ schallt es durch die knatternden Lautsprecheranalagen. Oberhausen, so so. Das hätte selbst ich nicht gewusst.

FC RemscheidErstmal eine Stadionwurst
Es gibt vermutlich wenig was Väter stolzer macht als ein Stadionbesuch mit dem Sohnemann. So jedenfalls mein Empfinden. Wir betreten das Röntgenstadion und statten uns zunächst mit Kaltgetränken und einer leckeren Bratwurst im Brötchen aus und sehen dann das erste Mal ins weite Rund des Stadions. Das Röntgen-Stadion wurde 1925 erbaut mit damals 5.000 Plätzen. Später wurde die Kapazität sogar auf 12.000 Plätze erhöht. Davon sind 2.168 Sitzplätze und 10.295 Stehplätze. Der niedrigen Spielklasse geschuldet nehmen heute in diesem geschichtsträchtigen Stadion leider nur wenige hundert Fans Platz.

„Halt mal meine Wurst“ schreit Lenny plötzlich und just in dem Moment, in dem ich sie greife, läuft er auch schon los und befördert einen Ball, der beim Aufwärmen über den Zaun geflogen ist, zurück auf den Platz. Ein Spieler des FC Remscheid kommt direkt auf ihn zugelaufen, schnappt sich den Ball und ruft laut „Danke, Kleiner!“ über den Zaun. Lenny ist sprachlos! „Mama, der, der, der Spieler hat mir Danke gesagt“ stottert Lenny vor Aufregung. Er empfindet -auch dank der tollen Atmosphäre- die Spieler als ebensolche Stars, wie eben auch die großen Idole in der ersten Liga.

Und als das Spiel losgeht, bin auch ich als leidenschaftlicher Fußballfan begeistert vom Spielniveau. Der FC Remscheid spielt schnell, hat ein gutes Pressing und kämpft um jeden Ball. Die Fans klatschen, kommentieren und trotz sichtbarer Überlegenheit will kein Tor fallen. Es dauert bis in die Nachspielzeit, bis sich ein Spieler des FC Remscheid ein Herz fasst und den Ball vom Sechzehner in den Winkel knallt. Lenny und ich spring auf und jubeln. „Tor, Tor, Tor!“ Die Spieler fallen sich auf dem Platz jubelnd in die Arme und laufen zu unserer Tribüne um sich feiern zu lassen. Gleich bei unserem ersten „Stadionerlebnis um die Ecke“ gewinnt der FC Remscheid verdient mit 1:0 und hat unserer Familie einen wunderbaren Fußballnachmittag beschert.

So nah wie im Amateursport kommt man in den höheren Ligen niemals an ein Fußballfeld heran und so wundert es nicht, dass wir beim Herausgehen mit einigen Spielern das Stadion verlassen. So ein Fußball ist ein wunderbar authentisches Fußballerlebnis und es wird nicht unser letzter Besuch gewesen sein.

Bilder: fcremscheid.de

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